ABC Südwest – ein kleines Update zu uns

Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, uns gibt‘s immer noch mittlerweile schon einige Jahre. Dabei waren wir mal mehr, mal weniger präsent, aber haben kontinuierlich zu Anti-Rep und Anti-Knast Themen inhaltlich und praktisch gearbeitet. Einen kleinen Überblick zu unseren Themen findet ihr zum Beispiel in der Sammlung unserer Texte unter https://abcsuedwest.blackblogs.org/texte-von-uns/.

Unser Konzept als Gruppe die nicht nur in einer Stadt basiert ist, sondern die Region Südwesten auch über Ländergrenzen hinweg im Blick versucht zu behalten, hat hin und wieder erfolgreich den nationalen Blickwinkel sprengen können, aber auch uns ein bisschen diffus gemacht. Da es in einigen Städten bereits feste Beratungsstellen gibt wie der EA Freiburg, die Rote Hilfe, AntiRep Basel, bieten wir eine solche nicht an. Dadurch haben wir weniger das Problem als Service-Stelle wahrgenommen zu werden, sind aber leider auch wenig greifbar.

Wir freuen uns, wenn ihr uns trotzdem schreibt und über Vernetzung in dem Themenbereich. Wir antworten manchmal ein bisschen langsam, aber wir antworten.

Wir haben uns in den letzten zwei Jahren neu organisiert, teils ein wenig stockend unter anderem wegen Corona und sind nun in teils neuer, teils alter Besetzung weiter aktiv. Einige alte Projekte wie die Anti-Rep Chronik haben wir dabei eingestampft, da sie auf wenig Interesse gestoßen sind. Anti-Rep Arbeit ist oft unsichtbare Hintergrundarbeit, auch aus guten Gründen, aber das führt schnell dazu, dass Mensch den Eindruck bekommt, es passiert ja gar nichts, da wir nicht andauernd Demos organisieren, Texte schreiben, etc. – für uns ist aber die direkte Unterstützung, Austausch und Vernetzung wichtiger, als vor allem öffentlichkeitswirksame Aktionen, auch wenn wir diese natürlich auch wichtig finden.

Im Südwesten fehlt es in einigen Städten immer noch an lokaler Anti-Rep Struktur. In Tübingen beispielsweise gibt es seit Jahren keinen EA und keine Anti-Rep Beratungen. Das führt dazu, dass bei Repressionsschlägen wie gegen die Lu15¹ gleich zweimal letztes Jahr und bei Demos es an einem Telefon für Leute in Gewahrsam fehlt und es ein gewisses Level an Szene-Wissen braucht um nach Stress mit den Bullen eine der Gruppen aus der Umgebung oder wie uns, die nur per Email erreichbar sind anzusprechen. Es ist schade, dass Anti-Rep Arbeit an vielen Orten Großstadtsache bleibt.

Sehr gefreut hat uns, dass in den letzten Jahren die Suche nach und das Ausprobieren von Alternativen zu Knast und Strafe mehr zum Thema wurden und gerade Konzepte Transformativer Gerechtigkeit (TG) immer bekannter werden und z.B. eine Gruppe aus Freiburg ihre Erfahrungen damit teilt (siehe https://barrikade.info/article/4481). Anti-Knast Arbeit kann nicht nur gegen das Bestehende sein, sondern sollte, finden wir, auch die Suche nach anderen herrschaftskritischen Alternativen beinhalten. Dass TG mehr zum Thema wird, ist auch den starken Black Lives Matter Protesten und antirassistischer Organisierung von Migrantifa bis Death in Custody zu verdanken, die rassistische Polizeigewalt und staatlichen Terror thematisieren und abolitionistische² Ansätze zur Überwindung des Status Quo in die Diskussionen tragen.

Ein weiteres Thema dem wir gerne mehr Aufmerksamkeit schenken würden ist die feministische und queere Perspektive auf und gegen Knäste. Es wird wenig darüber gesprochen und gibt kaum sichtbare Organisierung zu diesen Themen. Alexia³, eine Gefangene in Köln, hat in letzter Zeit mit ihrem Kampf für trans Rechte im Knast wichtige Arbeit geleistet und geschafft, dass darüber gesprochen wird. Schade, dass es dabei aber so wenig Reaktionen aus emanzipatorischen Kämpfen gibt. Ein Blick auf Kämpfe gegen Knäste in den USA zeigt, dass es wichtig ist, die die am härtesten von einsperrenden Institutionen und Repression getroffen werden in unseren Kämpfen zu zentrieren (also in den Fokus zu setzen). Das sind untere anderem People of Color, insbesondere Queers of Color, Arme, Migrant*innen und Sexarbeiter*innen. Es bleibt ein Problem weiß dominierter Anti-Knast Kämpfe, dass die meiste Sichtbarkeit und Reichweite Solikampagnen für weiße bürgerliche Aktivist*innen bekommen. Natürlich sollten auch politische Gefangene Solidarität erfahren, aber das System Knast ist tief geprägt von rassistischer und klassistischer Logik und das im Blick zu behalten muss ein essentieller Teil unserer Kämpfe sein bzw. werden.

Gerade in Zeiten von Corona ist Anti-Knast Arbeit dringender und wichtiger denn je. Wir bleiben dran.


¹ siehe abcsuedwest.blackblogs.org/lu15-and-friends/

² Abolitionismus bezeichnet auf dem Kampf gegen die Sklaverei beruhende Bewegungen gegen einsperrende Institutionen

² siehe solidarity1803.blackblogs.org/